Beschluss: einstimmig beschlossen

Beschluss:

 

Der Bauausschuss stimmt der planungsrechtlichen Absicherung der Biogasanlage (Betreiber „Bioenergie Nethetal“) im Außenbereich des Stadtbezirks Brakel-Beller sowie einer dahingehenden vorhabenbezogenen Bauleitplanung (Bebauungsplan auf Antrag und Flächennutzungsplanänderung) einstimmig zu und beschließt, einen solchen Bebauungsplan aufzustellen und den Flächennutzungsplan dementsprechend zu ändern.


 

 

Die Ausschussvorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Dr. Michael Turk vom Ingenieurbüro Turk, der den Anwesenden einen detaillierten Überblick über die Planungen gibt.

 

Die „Bioenergie Nethetal“ habe sich 2005 gegründet und betreibe seit Oktober 2006 im Außenbereich des Stadtbezirks Brakel-Beller an der K 39 eine Cofermentations-Biogasanlage mit drei Gesellschaftern und einem Mitarbeiter. Haupteinsatzstoffe seien Trester, Speisereste und Produktionsabfälle aus der Nahrungsmittelindustrie (waste to energy), sowie Gülle und Mist. Eingespeist werde die elektrische Energie in das Netz der WWN, Wärmenutzung zur Hygienisierung des Gärrestes und zur Holzhackschnitzel-Trocknung.

 

Die Anlage sei einem landwirtschaftlichen Betrieb zugeordnet und daher planungsrechtlich privilegiert und sowohl bauplanungsrechtlich als auch immissionsschutzrechtlich genehmigt.

 

Vorsorglich werde aber bereits jetzt Planungssicherheit für ggf. erforderliche, zukünftige Entwicklungsschritte der Anlage, auch zum Auffangen eines möglichen Entfalls der Privilegierung, angestrebt. Die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan gemäß § 12 Baugesetzbuch (BauGB) werde daher beantragt.

 

Dr. Turk geht anschließend auf die möglichen Entwicklungsoptionen für die Zukunft, wie die Installation und den Betrieb einer Biogasaufbereitungsanlage zur Erzeugung und Einspeisung von Biomethan in das Erdgasnetz in Brakel-Erkeln, die Installation eines separaten, großvolumigen Biogasspeichers (für diskontinuierlichen Betrieb der BHKW mit erweiterter Gasspeicherung für Spitzenlast-Energieerzeugung) in Verbindung mit einem zusätzlichen BHKW-Container für ein BHKW samt neuer Trafoanlage und Gasaufbereitung als sogenanntes Flex-BHKW, den Ausbau des Anlagenbetriebs auf bis zu 1,0 MW elektrische Dauerleistung sofern neue, die Energiewende forcierende, gesetzlichen Randbedingungen dies zulassen und die Installation von aufgeständerten, linienförmigen PV-Elementen zur Eigenstromversorgung der Biogasanlage in dem ausgewiesenen Havariebecken, ein.

Auch die Einbindung einer Containeranlage zur Methanolgewinnung sei möglich. Hier werde der „überschüssige“ Strom welcher aktuell im Netz nicht gebraucht wird, zu flüssigem Methanol umgewandelt und könne dann am Markt als „grünes Methanol (CH4O)“ verkauft werden (Treibstoff für Schwerverkehr, Flugzeuge, Schiffe), die Errichtung eines möglichen Satelliten-BHKW auf einem Betriebsgelände in Erkeln oder in Beller für die Nutzung von Nahwärme als Heizungs- und Produktionsenergie seien denkbar. Dieses Sat-BHKW würde über eine neu zu verlegende Mikrogasleitung von der Biogasanlage der Bio Energie Nethetal mit Biogas aus versorgt werden. Ebenso sei die Einrichtung einer Schnell-Ladestation für E-Fahrzeuge denkbar.

 

Er geht anschließend auf die Optionen für den technischen Ausbau auf der Biogasanlage ein: Option Flex-BHKW auf dem BGA-Gelände ggf. in Verbindung mit einer Leistungssteigerung der BGA auf max. 1,0 MW Dauerleistung: Installation eines weiteren BHKW und eines externen Gasspeichers zur flexiblen Spitzenlast-Energie-erzeugung. Ggf. Neuerrichtung eines Gärreaktors und einer neuen Betriebshalle; dafür Erweiterung Anlagengelände um max. 50 % von 7.000 m² auf 10.500 m². Option Sat-BHKW: Gastrocknung mit Verdichterstation einrichten vor Ort sowie Verlegung einer Mikrogasleitung (ggf. in Verbindung mit Leistungssteigerung). Option Biomethanol: Aufstellung und Einrichtung einer Container-Modulanlage zur Gewinnung von Biomethanol aus „Überschussstrom“ auf vorhandener Siloplatte. Option Schnelladestation: Aufstellung von bis zu 3 Schnell-Ladesäulen mit Stellflächen. Option Gasaufbereitung zu Biomethan: Aufstellung und Einrichtung einer Container-Modulanlage zur Erzeugung von Biomethan; Verlegung einer Mikrogasleitung nach Erkeln.

 

Die Anregung des Ratsherrn Simon, aufgrund der optimalen Lage der Anlage eine Tankstelle z. B. für Busse mit Biomethanol-Betrieb einzuplanen, nimmt Dr. Turk zur Kenntnis.

 

Vorhabenbezogener Aufstellungsbeschluss zur Bauleitplanung