Sitzung: 24.01.2023 Rat
Ratsfrau Robrecht teilt vorab schriftlich mit, dass die Erkelner Bürgerinnen
und Bürger die aktuelle Situation als unbefriedigend wahrnehmen würden und der
Meinung seien, dass der zugesagte Hochwasserschutz nach dem letzten Hochwasser
und der Schlammwelle noch nicht ausreichend umgesetzt wurde.
Hierzu antwortet Christof Münstermann schriftlich wie folgt:
Der angesprochene Vogelsangbach wurde offensichtlich in
Teilbereichen bereits neu profiliert. Vermutlich handelt es sich bei einigen
Fotos um schwer zugängliche Bereiche, bei denen Unterhaltungsarbeiten nur
schwer durchzuführen sind. Hier werden wir kurzfristig eine Ortsbegehung
durchführen, damit die Erfordernisse und Möglichkeiten vor Ort geklärt werden
können.
Der Zustand des Gewässers hat m. E. allerdings nur bedingt etwas mit den
Ereignissen aus dem Jahr 2019 zu tun.
Zum Sachstand der dazu durchgeführten Untersuchungen kann ich Ihnen folgende
Informationen geben:
In der vom Ing. Büro IWUD durchgeführten Starkregenanalyse wurde das
Regenereignis „Schlammflut Erkeln 2019“ hydraulisch aufgearbeitet und es wurden
Maßnahmen mit dem Ziel der Verbesserung der Starkregensituation, zur Ableitung
des Wassers und auch zum Rückhalt untersucht. Dabei konnte bei den meisten
Maßnahmen eine Verbesserung der Starkregensituation zumindest für häufigere
Ereignisse nachgewiesen werden.
Es bleibt aber festzustellen, dass die Gefährdungen durch Starkregen nicht
allein durch Maßnahmen der öffentlichen Hand reduziert werden können. Es ist
wichtig, dass sich auch die privaten Eigentümer der Gefahr bewusst sind und
eigene Maßnahmen zum Objektschutz ergreifen. Die Grundlage für diese privaten
Schutzmaßnahmen liefern die Starkregengefahrenkarten, die zum Umfang des
erstellten Gutachten „Starkregenrisikomanagement Erkeln“ gehören. Dieses
Gutachten sowie ein umfangreiches Informationsportal zum Thema Starkregen und
Hochwasserschutz stehen auf der Internetseite der Stadt zur Verfügung. siehe: https://www.brakel.de/Bauen-Wohnen/Energie-Klima/Überschwemmung/
Zur Analyse wurden ein Computermodell
mit den vor Ort gegebenen topografischen und hydrologischen Daten erstellt.
Die Modellergebnisse zeigen eine gute
Übereinstimmung mit den Beobachtungen vor Ort, so dass damit in einem zweiten
Schritt Maßnahmen zur Verbesserung der Starkregensituation erarbeitet und
untersucht werden konnten.
Die betrachteten Maßnahmen wurden aus
der Analyse des Istzustands und aus Vorschlägen der Bevölkerung entwickelt.
Dazu gehören unter anderem:
1.
Absenkung
der L863 „Neue Straße“ im Ortskern (damit
können bereits größere Abflussmengen über die Fahrbahn der Ortdurchfahrt
abgeführt werden)
2.
Rückhaltebecken
im Bereich des Vogelsangbaches
(zeigen die größten Auswirkungen aller Maßnahmen auf die Starkregenbelastung im
Ortsteil Erkeln)
3.
Rückbau
bzw. Verkleinerung des Rohrdurchlasses unter der L863 im Bereich des Hellweges (dadurch kann eine Entlastung des
Grabens am Hellweg erzielt werden)
4.
Ausbau
Wassergraben an der K39
(Es kann mehr Wasser von dem Graben abgeführt werden, dadurch kann eine
Abströmung in Richtung Ortskern verhindert werden)
5.
Ableitung
entlang des Friedhofs
(Ableitung des Wassers von der Straße „Zur Steinbreite“ entlang des Friedhofs
über die Straße "Am Friedhof" zur Nethe. Dadurch kann u. A. eine
Reduzierung der Wassermassen in der Bachstraße erfolgen)
zusätzliche Maßnahmen:
Es wurden auch Maßnahmen aufgeführt,
die zwar nicht rechnerisch untersucht werden konnten, die aber dennoch eine
wichtige Rolle für die Verbesserung der Starkregensituation spielen können.
•
Sicherung
von Heu- und Strohballen vor der Verdriftung (Verhinderung der Verstopfung von
Brücken und Durchlässen)
•
Einlauf
Vogelsangbach in der Bachstraße (Optimierung des Einlaufgitters und Änderung
Bepflanzung im Umfeld)
•
Änderung
der landwirtschaftlichen Nutzung im Einzugsgebiet
Bereits erfolgte Maßnahmen:
In der Nachbesprechung unmittelbar
nach dem Starkregenereignis 2019 sowie bei der Infoveranstaltung 2021 wurde von
der Landwirtschaftskammer ein Dialog mit den Landwirten über die Änderung der
landwirtschaftlichen Nutzungen im Einzugsgebiet zugesagt.
Im Bereich der Baumaßnahmen wurden die
Planungen zum Ausbau der Ortsdurchfahrt L 863 nach dem Starkregenereignis
sofort gestoppt und dem Vorschlag des Gutachtens, hier eine Absenkung der
Fahrbahn vorzusehen, angepasst und dann auch in 2021 umgesetzt. Somit ist in
diesem Bereich bereits eine Verbesserung des Starkregenabflusses zur Nethe
sichergestellt. Die Mehrkosten von 80.000 € sind von der Stadt Brakel
übernommen worden.
Die Optimierung des Einlaufbauwerkes
des Vogelsangbaches in der Bachstraße sowie die Instandsetzung der
Bachverrohrung in der Bachstraße stehen derzeit auf der Planungsliste. Die
anderen Maßnahmen aus dem Gutachten werden derzeit hinsichtlich der
Durchführbarkeit und Finanzierung untersucht
Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass
die vorgenannten Maßnahmen gemäß Wasserrecht zu genehmigen sind.
Genehmigungsfähig sind dabei nur solche Maßnahmen bei denen z.B. keiner der
Anlieger bei Starkregenabfluß benachteiligt wird und keine
artenschutzrechtlichen Belange dagegenstehen.
Zwischen zeitlich erfolgte weiterhin
die Beauftragung des Ing. Büros Turk mit der Erstellung einer Entwurfsplanung
für die o. g. Maßnahmen 3 bis 5.
Zur letzten Projektbesprechung am
9.11.2022, an der auch der Bezirksverwaltungsstellenleiter Herr Raimund Giefers
teilgenommen hatte wurden folgende Punkte vermerkt:
Wassergraben:
Die Entwurfsplanung mit Kostenschätzung für den Ausbau
bzw. die Unterhaltungsarbeiten am Wassergraben waren abgeschlossen und wurden
mit ca. 80.000 € brutto für den Haushalt 2023 beziffert.
Herr Giefers hatte noch vorgeschlagen einen kleinen Wall
von der Feldscheune bis hinter die alte Brücke einzuplanen, sodass bei einer
Verlegung des Brückendurchlasses das Wasser nicht Richtung Ortschaft fließen
kann. Hierzu sollte mit dem Eigentümer der Scheune gesprochen
werden, da er dort Holz lagert.
Einlauf Vogelsangbach (an der Kirche):
Die Installation eines automatisch arbeitenden
Rechenreinigers wird vermutlich aus versicherungstechnischen Gründen schwierig.
Ich hatte die Optimierung des Einlaufrechens vorgeschlagen. Ein flacher
geneigter Rechen, der an der Oberkannte mit dem Straßenniveau abschließt. Zudem
sollte dass Absturzgeländer hinter dem Einlauf mindestens zwei Meter Richtung
Westen verschoben werden. Die Absperrung könnte dann über eine Kette erfolgen,
die im Ernstfall schnell demontiert werden kann. Eine Kostenschätzung hierfür
gibt es bisher nicht.
Eine weitere Veränderung der Einlaufsituation habe ich bei
Hausnummer 20 in der Bachstraße vorgeschlagen. Der vorhandene Einlauf wird bei
stärkeren Niederschlägen schnell verlegt sein, sodass hier eine stabile,
überfahrbare Roste über die gesamte Straßenbereite sicherlich eine bessere
Alternative darstellen würde. Das weitere Vorgehen hierzu wurde nicht
besprochen, da dieser Einlauf außerhalb unseres eigentlichen Aufgabenbereiches
liegt.
Gemäß deiner E-Mail zum Thema Wildbachsperren vom
04.11.2022 hatte ich mir abseits unseres eigentlichen Auftrages noch Gedanken
zu diesem Thema gemacht. Für einen Wildholzrückhalt hatte ich mir das Flurstück
XXX östlich der Bachstraße angesehen und einen kleinen Vorentwurf präsentiert.
Kosten hierzu habe ich natürlich noch nicht berechnet, da erst abgeklärt werden
sollte, ob der Eigentümer mit einer derartigen Nutzung einverstanden ist.
Hellweg:
Die
Entwurfsplanung auf Grundlage der Vorarbeit vom Büro IWUD habe ich diese Woche
fertig gestellt. Die Kosten hierfür ermittelt ein Kollege Anfang nächster
Woche. Gegebenenfalls müssen wir uns hierzu noch einmal bezüglich der
Grabenprofilierung von Station bis 170,96 bis 189,29 unterhalten.
Friedhof:
Hier
wurde mit der Entwurfsplanung begonnen. Weiter müssen auch noch
Abstimmungsgespräche mit dem Kreis Höxter erfolgen.