Sitzung: 21.03.2022 Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 0396/2020-2025
Zu
diesem Tagesordnungspunkt begrüßt der Ausschussvorsitzende Oeynhausen Herrn Frank Osterhage
von der Forschungsgruppe Mobilität und Raum vom ILS (Institut für Landes- und
Stadtentwicklungsforschung) als Berichterstatter.
Bürgermeister
Temme, der den Impuls für den
heutigen Vortrag gegeben hatte, leitet anschließend kurz ein. In seiner
Funktion als Vorsitzender der Regionalgruppe der Historischen Stadt- und
Ortskerne OWL habe er im Herbst an einer Internationalen Fachtagung zum Thema
„Die robuste Stadt“ teilgenommen. Die Impulse, die dort gegeben wurden, könnten
auch der Attraktivitätssteigerung der Brakeler Innenstadt dienlich sein.
Anschließend
geht Frank Osterhage kurz auf die
laufenden Projekte des Institutes ein.
Festzustellen
sei, Klein- und Mittelstädte befinden sich im Hinblick auf die
Innenstadtentwicklung an einem Scheideweg. Ausschlaggebend seien Strukturwandel
(Handel ist Wandel), Digitalisierung und Onlinehandel, aber natürlich auch die
Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Die
Innenstadtakteure müssen sich daher die Frage stellen, in welche Richtung die
Entwicklung gehen soll, Innenstadt als reiner Nahversorgungsort oder als
Mittelzentrum für die Bevölkerung.
Herr
Osterhage geht anschließend auf den
Wandel der Betriebs- und Vertriebsformen ein. Er erläutert, der Online-Anteil
am Einzelhandelsumsatz liege mittlerweile bei einzelnen Branchen knapp unter 40
Prozent, im Resultat bedeute das natürlich auch steigende Herausforderungen für
Händlerinnen und Händler.
Er
kommt zu dem Schluss, attraktive Innenstädte der Zukunft müssen multifunktional
und multimodal sein, um so den Besuchern eine hohe Aufenthaltsqualität bieten
zu können.
Er
geht anschließend auf die Ergebnisse der Kommunalumfrage „Zentren“ 2020, die im
Juli und August 2020 stattgefunden habe und mit einer Rücklaufquote von 68
Prozent sehr aussagekräftig sei, ein. Die wichtigsten Faktoren für attraktive
Zentren waren bislang die Erreichbarkeit durch den motorisierten
Individualverkehr innerhalb und außerhalb der Kommunen, Sauberkeit, Sicherheit
und das vorhandene Einzelhandelsangebot. Zukünftig werden weitere wichtige
Faktoren auf die Attraktivitätssteigerung der Zentren Einfluss nehmen, Herr Osterhage nennt hier die Erreichbarkeit
innerhalb der Kommune durch die Nahmobilität, die Gestaltung des öffentlichen
Raumes, digitale Angebote, die Stadtgestaltung, die Gastronomie, das
medizinische Angebot, Wohnraum, Freizeit- Kultur- und Tourismusangebote,
Grünflächen, Parks sowie das Angebot an Dienstleistungen.
Er
rückt anschließend die Multimodalität, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, in
den Fokus. Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation der Innenstädte seien
neuartige Kooperationen und spezifische Strategien vor Ort. Die
Innenstadtakteure sollten sich gezielt fragen, ob sie ihre Innenstädte und
Zentren wirklich noch brauchen.
Wenn
ja, sollte die Frage gestellt werden: warum, für wen, wie groß und wie genau
sollen oder können sie aussehen?
Er
zeigt verschiedene Beispiele, welche Möglichkeiten Kommunen bereits zur
Belebung ihrer Zentren genutzt haben. Hier handelt es sich beispielsweise um
die innenstadtnahe Zentralisierung von Nahversorgung und medizinischen
Angeboten, Gastronomie und Einzelhandel, Bildung, Kultur und Begegnung sowie
Handel/Gastronomie, Gesundheit, Spiel und Spaß. Klar sei natürlich, nicht jede
Kommune habe derartige Nutzungsmöglichkeiten, so sei die Situation in Brakel
aufgrund des historischen Stadtkerns natürlich nicht ohne Weiteres
vergleichbar. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen bestehe aber die
Möglichkeit, spezifische Strategien vor Ort zu entwickeln.
Herr
Osterhage schließt seinen Vortrag
mit dem Ausblick, die Aufmerksamkeit für die Innenstadtentwicklung werde
weiterhin steigen. Durch neue Impulse, den Mut unkonventioneller und flexibler
Nutzung, eine weitsichtige planerische Steuerung und die gezielte Investition
in die Zentren, könne letztendlich auch eine neue Urbanität realisiert werden.
Der
Ausschussvorsitzende Oeynhausen
dankt dem Referenten für seinen Impulsvortrag und stellt fest, in Brakel sei
bereits Vieles in Teilen angegangen worden. Die konstruktive Zusammenarbeit von
Stadtmarketing und Werbering zeige als beeindruckendes Beispiel, wie wichtig
die „Kümmerer“ vor Ort seien. Er erkundigt sich anschließend, ob es Herrn Osterhage möglich sei, die Stadt Brakel
auch künftig als kommunaler Berater in dem Prozess zu begleiten.
Da
Herr Osterhage nicht privatrechtlich
tätig werden kann, regt Bürgermeister Temme
an, möglicherweise im Rahmen der AG Historische Stadt- und Ortskerne OWL ein solidarisches
Forschungsprojekt anstoßen zu können.
Der
Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing nimmt den Impulsvortrag
zur Kenntnis und bedankt sich bei Herrn Osterhage.