Beschluss: zur Kenntnis genommen

 

Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßt der Ausschussvorsitzende Oeynhausen Herrn Frank Osterhage von der Forschungsgruppe Mobilität und Raum vom ILS (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung) als Berichterstatter.

 

Bürgermeister Temme, der den Impuls für den heutigen Vortrag gegeben hatte, leitet anschließend kurz ein. In seiner Funktion als Vorsitzender der Regionalgruppe der Historischen Stadt- und Ortskerne OWL habe er im Herbst an einer Internationalen Fachtagung zum Thema „Die robuste Stadt“ teilgenommen. Die Impulse, die dort gegeben wurden, könnten auch der Attraktivitätssteigerung der Brakeler Innenstadt dienlich sein.

 

Anschließend geht Frank Osterhage kurz auf die laufenden Projekte des Institutes ein.

 

Festzustellen sei, Klein- und Mittelstädte befinden sich im Hinblick auf die Innenstadtentwicklung an einem Scheideweg. Ausschlaggebend seien Strukturwandel (Handel ist Wandel), Digitalisierung und Onlinehandel, aber natürlich auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Die Innenstadtakteure müssen sich daher die Frage stellen, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll, Innenstadt als reiner Nahversorgungsort oder als Mittelzentrum für die Bevölkerung.

 

Herr Osterhage geht anschließend auf den Wandel der Betriebs- und Vertriebsformen ein. Er erläutert, der Online-Anteil am Einzelhandelsumsatz liege mittlerweile bei einzelnen Branchen knapp unter 40 Prozent, im Resultat bedeute das natürlich auch steigende Herausforderungen für Händlerinnen und Händler.

 

Er kommt zu dem Schluss, attraktive Innenstädte der Zukunft müssen multifunktional und multimodal sein, um so den Besuchern eine hohe Aufenthaltsqualität bieten zu können.

 

Er geht anschließend auf die Ergebnisse der Kommunalumfrage „Zentren“ 2020, die im Juli und August 2020 stattgefunden habe und mit einer Rücklaufquote von 68 Prozent sehr aussagekräftig sei, ein. Die wichtigsten Faktoren für attraktive Zentren waren bislang die Erreichbarkeit durch den motorisierten Individualverkehr innerhalb und außerhalb der Kommunen, Sauberkeit, Sicherheit und das vorhandene Einzelhandelsangebot. Zukünftig werden weitere wichtige Faktoren auf die Attraktivitätssteigerung der Zentren Einfluss nehmen, Herr Osterhage nennt hier die Erreichbarkeit innerhalb der Kommune durch die Nahmobilität, die Gestaltung des öffentlichen Raumes, digitale Angebote, die Stadtgestaltung, die Gastronomie, das medizinische Angebot, Wohnraum, Freizeit- Kultur- und Tourismusangebote, Grünflächen, Parks sowie das Angebot an Dienstleistungen.

 

Er rückt anschließend die Multimodalität, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, in den Fokus. Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation der Innenstädte seien neuartige Kooperationen und spezifische Strategien vor Ort. Die Innenstadtakteure sollten sich gezielt fragen, ob sie ihre Innenstädte und Zentren wirklich noch brauchen.

Wenn ja, sollte die Frage gestellt werden: warum, für wen, wie groß und wie genau sollen oder können sie aussehen?

 

Er zeigt verschiedene Beispiele, welche Möglichkeiten Kommunen bereits zur Belebung ihrer Zentren genutzt haben. Hier handelt es sich beispielsweise um die innenstadtnahe Zentralisierung von Nahversorgung und medizinischen Angeboten, Gastronomie und Einzelhandel, Bildung, Kultur und Begegnung sowie Handel/Gastronomie, Gesundheit, Spiel und Spaß. Klar sei natürlich, nicht jede Kommune habe derartige Nutzungsmöglichkeiten, so sei die Situation in Brakel aufgrund des historischen Stadtkerns natürlich nicht ohne Weiteres vergleichbar. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen bestehe aber die Möglichkeit, spezifische Strategien vor Ort zu entwickeln.

 

Herr Osterhage schließt seinen Vortrag mit dem Ausblick, die Aufmerksamkeit für die Innenstadtentwicklung werde weiterhin steigen. Durch neue Impulse, den Mut unkonventioneller und flexibler Nutzung, eine weitsichtige planerische Steuerung und die gezielte Investition in die Zentren, könne letztendlich auch eine neue Urbanität realisiert werden.

 

Der Ausschussvorsitzende Oeynhausen dankt dem Referenten für seinen Impulsvortrag und stellt fest, in Brakel sei bereits Vieles in Teilen angegangen worden. Die konstruktive Zusammenarbeit von Stadtmarketing und Werbering zeige als beeindruckendes Beispiel, wie wichtig die „Kümmerer“ vor Ort seien. Er erkundigt sich anschließend, ob es Herrn Osterhage möglich sei, die Stadt Brakel auch künftig als kommunaler Berater in dem Prozess zu begleiten.

 

Da Herr Osterhage nicht privatrechtlich tätig werden kann, regt Bürgermeister Temme an, möglicherweise im Rahmen der AG Historische Stadt- und Ortskerne OWL ein solidarisches Forschungsprojekt anstoßen zu können.

 

Der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing nimmt den Impulsvortrag zur Kenntnis und bedankt sich bei Herrn Osterhage.