Sitzung: 03.05.2021 Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing
Vorlage: 0215/2020-2025
Der Ausschussvorsitzende erteilt Dirk Brassel das Wort, der den Mitgliedern einen detaillierten Sachstandsbericht aus seinem Arbeitsbereich präsentiert.
Die Präsentation wird der Niederschrift als Anlage 1 angefügt.
Dirk Brassel berichtet zunächst über das Brakeler Stadtmuseum, das als Gründungsmitglied des Vereins Museumsinitiative OWL e.V. bereits 1999 seine Arbeit aufgenommen habe. Ziel des Vereins sei es, die Kooperation zwischen den Museen in OWL zu stärken, gemeinsame Projekte zu fördern und die Zusammenarbeit mit weiteren Kultursparten zu verbessern. Unterstützt durch das Land NRW habe die Museumsinitiative OWL e.V. in Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedern bereits in nun fünfter Auflage die Broschüre "Museen in Bewegung" aufgelegt. Diese diene als hilfreicher Wegweiser mit umfassenden Informationen zum Museumsangebot in OWL.
Im Hinblick auf die Archivarbeit
teilt er anschließend mit, dass jährlich rund 100 Anfragen, beispielsweise zur
Familienforschung oder aufgrund von Erbnachlässen an das Brakeler Stadtarchiv
gerichtet werden. Der Arbeitskreis der
Kommunalarchive habe nun einen handlichen „Archivwegweiser für die Kreise
Höxter und Paderborn“ herausgegeben, an dem Dirk Brassel als Teil des Redaktionsteams mitwirken konnte. Dieser
Wegweiser gebe neben einer Sammlung der kommunalen Archive mit allen relevanten
Kontaktdaten in Auszügen einen Einblick in die vorhandenen Archivbestände. Es
werden hier ebenfalls Serviceangebote genannt und die Hauptverantwortlichen der
einzelnen Archive mit Bild vorgestellt.
Er gehe davon aus, dass dieser Wegweiser eine gute Handreichung für
Interessenten bei ihren genealogischen Forschungen sei. Der Archivwegweiser
stehe ebenfalls auf der Internetseite der Stadt Paderborn (www.paderborn.de) als PDF-Datei zum Download bereit.
Dirk Brassel berichtet anschließend über den Fortschritt der
Digitalisierung innerhalb des Stadtarchivs. Auch die Archive stehen nun vor der
Mammutaufgabe, die zu verwaltenden und dauerhaft zu erhaltenen Datenmengen in
diesen Digitalprozess einzubinden. Derzeit
erfolge die Erfassung der Registratur des Stadtarchivs Brakel und der
Archivbibliothek in ‚Excel‘, dieses sei allerdings kein Datenbankprogramm und
biete somit auch nicht die Vorteile einer speziell für den Archivbereich
entwickelten Anwendung.
Es solle daher die Anschaffung einer professionellen Archivsoftware
forciert werden. Spätestens 2030 werde die Digitalisierung im Archivbereich so
weit vorangeschritten sein, dass die Bestandsdaten digital vorliegen müssen.
Auch im Hinblick auf die Anbindung an das bei der Stadt Brakel eingesetzte DMS
d.3 sei der Einsatz einer Archivsoftware hier die optimale Lösung.
Ratsfrau Wellsow erkundigt
sich in diesem Zusammenhang nach den voraussichtlichen Kosten für die
Beschaffung der Software und den Arbeitsaufwand für die Mitarbeiter/innen.
Dirk Brassel teilt mit, es
sei bei zwei lizensierten Arbeitsplätzen (Acta Pro) von Kosten in Höhe von
4.000 € auszugehen, hinzu käme dann die jährlich anfallende Pauschale in Höhe
von rund 600 €. Es handele sich dabei um die Lizenzen und Wartung für eine
Archivverwaltungssoftware. Die Kosten für Datenhaltung und die langfristige
elektronische Speicherung des Archivgutes seien darin noch nicht enthalten. Er merkt
zudem an, dass es hier in jedem Fall um eine stabile Lösung mit
Zukunftsperspektive gehe.
Zu weiteren Nachfragen teilt er mit, eine Kostenreduzierung,
beispielsweise bei einer kreisweiten Lösung sei ebenfalls in Erwägung gezogen
worden, leider sei eine Kostenreduzierung durch den Kauf mehrerer Lizenzen aber
nicht möglich. Es werde aber in jedem Fall einen permanenten Kontakt mit den
anderen Archiven geben, um möglicherweise gemeinsame Schulungen zu realisieren.
Derzeit werden in der Excel-Aufstellung die Beschreibung, Registratur
und der Aktentitel benannt. Beim Einsatz der Archivsoftware werde das Original
als Digitalisat in das System eingebunden und es bestehe die Möglichkeit,
unterschiedliche Aktenformen (Bilder, Pläne, Filme, Noten pp.) abzubilden, das
Programm Excel biete diese Abbildungsmöglichkeiten leider nicht. Dirk Brassel weist abschließend darauf hin,
die Digitalisierung sei auch im Hinblick auf die „physische Belastung“ des
Archivgutes sehr sinnvoll.
Der Ausschussvorsitzende Ratsherr Oeynhausen
fragt nach, ob das gesamte Archivgut eingescannt werden müsse und welcher
Arbeitsaufwand damit verbunden sein werde. Dirk Brassel erklärt, die Software diene künftig als Arbeitsgrundlage
für die Registrierung des Archivgutes. Es stehen bereits jetzt große Teile der
Archivalien, wie beispielsweise die ältesten Pergamenturkunden, in digitaler
Form zur Verfügung. Es müssen in einem nächsten Schritt nun die Archivbestände
herausgesucht und eingescannt werden, für die eine dauerhafte Aufbewahrung
vorgeschrieben sei.
Dirk Brassel nimmt die
Anfragen und Anregungen der Ausschussmitglieder im Hinblick auf Kosten,
Arbeitseinsatz und Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit mit anderen
Archiven entsprechend zur Kenntnis.
Abschließend gibt er noch einen umfangreichen Rückblick und einen
Ausblick auf die Ausstellungen in der „Alte Waage“. Leider mussten einige
kulturelle Veranstaltungen, so auch die vom 10.05. bis 14.06.2020 geplante
Ausstellung „Kalter Krieg in Ostwestfalen – NATO-Luftverteidigung von den Anfängen
bis 1933, die im Zuge des Themenjahres „Anfang.
Geschichten des Beginnens“ der Museumsinitiative OWL e.V. geplant war,
abgesagt werden.
Aktuell finde in Kooperation mit dem United States Holocaust Memorial
Museum Washington die Ausstellung "Einige
waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" in der „Alte
Waage“ statt. Die Ausstellung wurde am 25.04. digital eröffnet
und auf youtube seither 382 Mal aufgerufen. Als zentrales Thema der
Ausstellung, die noch bis zum 15. Juni 2021 Gast in Brakel sei, werden die Frage gestellt: Welche Rolle spielten die
gewöhnlichen Menschen? Warum haben so viele Menschen die Verbrechen der
Nationalsozialisten unterstützt oder geschwiegen? Warum haben so wenige den
Opfern geholfen? Besuche in der "Alte Waage" seien allerdings
abhängig von der aktuellen Lage und nur nach vorheriger Terminvergabe durch die
Tourist-Information Brakel möglich.
Der Ausschussvorsitzende Oeynhausen bedankt sich bei Dirk Brassel für den detaillierten Vortrag.
Er freut sich, dass die digitale Ausstellungseröffnung so gut frequentiert
wurde und regt in diesem Zusammenhang an, auch bei künftigen Eröffnungen
parallel eine Online-Eröffnung anzuvisieren.