Der Ausschussvorsitzende erteilt Dirk Brassel das Wort, der den Mitgliedern einen detaillierten Sachstandsbericht aus seinem Arbeitsbereich präsentiert.

 

Die Präsentation wird der Niederschrift als Anlage 1 angefügt.

 

Dirk Brassel berichtet zunächst über das Brakeler Stadtmuseum, das als Gründungsmitglied des Vereins Museumsinitiative OWL e.V. bereits 1999 seine Arbeit aufgenommen habe. Ziel des Vereins sei es, die Kooperation zwischen den Museen in OWL zu stärken, gemeinsame Projekte zu fördern und die Zusammenarbeit mit weiteren Kultursparten zu verbessern. Unterstützt durch das Land NRW habe die Museumsinitiative OWL e.V. in Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedern bereits in nun fünfter Auflage die Broschüre "Museen in Bewegung" aufgelegt. Diese diene als hilfreicher Wegweiser mit umfassenden Informationen zum Museumsangebot in OWL.

 

Im Hinblick auf die Archivarbeit teilt er anschließend mit, dass jährlich rund 100 Anfragen, beispielsweise zur Familienforschung oder aufgrund von Erbnachlässen an das Brakeler Stadtarchiv gerichtet werden. Der Arbeitskreis der Kommunalarchive habe nun einen handlichen „Archivwegweiser für die Kreise Höxter und Paderborn“ herausgegeben, an dem Dirk Brassel als Teil des Redaktionsteams mitwirken konnte. Dieser Wegweiser gebe neben einer Sammlung der kommunalen Archive mit allen relevanten Kontaktdaten in Auszügen einen Einblick in die vorhandenen Archivbestände. Es werden hier ebenfalls Serviceangebote genannt und die Hauptverantwortlichen der einzelnen Archive mit Bild vorgestellt.

 

Er gehe davon aus, dass dieser Wegweiser eine gute Handreichung für Interessenten bei ihren genealogischen Forschungen sei. Der Archivwegweiser stehe ebenfalls auf der Internetseite der Stadt Paderborn (www.paderborn.de) als PDF-Datei zum Download bereit.

 

Dirk Brassel berichtet anschließend über den Fortschritt der Digitalisierung innerhalb des Stadtarchivs. Auch die Archive stehen nun vor der Mammutaufgabe, die zu verwaltenden und dauerhaft zu erhaltenen Datenmengen in diesen Digitalprozess einzubinden. Derzeit erfolge die Erfassung der Registratur des Stadtarchivs Brakel und der Archivbibliothek in ‚Excel‘, dieses sei allerdings kein Datenbankprogramm und biete somit auch nicht die Vorteile einer speziell für den Archivbereich entwickelten Anwendung.

Es solle daher die Anschaffung einer professionellen Archivsoftware forciert werden. Spätestens 2030 werde die Digitalisierung im Archivbereich so weit vorangeschritten sein, dass die Bestandsdaten digital vorliegen müssen. Auch im Hinblick auf die Anbindung an das bei der Stadt Brakel eingesetzte DMS d.3 sei der Einsatz einer Archivsoftware hier die optimale Lösung.

 

Ratsfrau Wellsow erkundigt sich in diesem Zusammenhang nach den voraussichtlichen Kosten für die Beschaffung der Software und den Arbeitsaufwand für die Mitarbeiter/innen.

 

Dirk Brassel teilt mit, es sei bei zwei lizensierten Arbeitsplätzen (Acta Pro) von Kosten in Höhe von 4.000 € auszugehen, hinzu käme dann die jährlich anfallende Pauschale in Höhe von rund 600 €. Es handele sich dabei um die Lizenzen und Wartung für eine Archivverwaltungssoftware. Die Kosten für Datenhaltung und die langfristige elektronische Speicherung des Archivgutes seien darin noch nicht enthalten. Er merkt zudem an, dass es hier in jedem Fall um eine stabile Lösung mit Zukunftsperspektive gehe.

 

Zu weiteren Nachfragen teilt er mit, eine Kostenreduzierung, beispielsweise bei einer kreisweiten Lösung sei ebenfalls in Erwägung gezogen worden, leider sei eine Kostenreduzierung durch den Kauf mehrerer Lizenzen aber nicht möglich. Es werde aber in jedem Fall einen permanenten Kontakt mit den anderen Archiven geben, um möglicherweise gemeinsame Schulungen zu realisieren.

 

Derzeit werden in der Excel-Aufstellung die Beschreibung, Registratur und der Aktentitel benannt. Beim Einsatz der Archivsoftware werde das Original als Digitalisat in das System eingebunden und es bestehe die Möglichkeit, unterschiedliche Aktenformen (Bilder, Pläne, Filme, Noten pp.) abzubilden, das Programm Excel biete diese Abbildungsmöglichkeiten leider nicht. Dirk Brassel weist abschließend darauf hin, die Digitalisierung sei auch im Hinblick auf die „physische Belastung“ des Archivgutes sehr sinnvoll.

 

Der Ausschussvorsitzende Ratsherr Oeynhausen fragt nach, ob das gesamte Archivgut eingescannt werden müsse und welcher Arbeitsaufwand damit verbunden sein werde. Dirk Brassel erklärt, die Software diene künftig als Arbeitsgrundlage für die Registrierung des Archivgutes. Es stehen bereits jetzt große Teile der Archivalien, wie beispielsweise die ältesten Pergamenturkunden, in digitaler Form zur Verfügung. Es müssen in einem nächsten Schritt nun die Archivbestände herausgesucht und eingescannt werden, für die eine dauerhafte Aufbewahrung vorgeschrieben sei.

 

Dirk Brassel nimmt die Anfragen und Anregungen der Ausschussmitglieder im Hinblick auf Kosten, Arbeitseinsatz und Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit mit anderen Archiven entsprechend zur Kenntnis.

 

Abschließend gibt er noch einen umfangreichen Rückblick und einen Ausblick auf die Ausstellungen in der „Alte Waage“. Leider mussten einige kulturelle Veranstaltungen, so auch die vom 10.05. bis 14.06.2020 geplante Ausstellung „Kalter Krieg in Ostwestfalen – NATO-Luftverteidigung von den Anfängen bis 1933, die im Zuge des Themenjahres „Anfang. Geschichten des Beginnens“ der Museumsinitiative OWL e.V. geplant war, abgesagt werden.

Aktuell finde in Kooperation mit dem United States Holocaust Memorial Museum Washington die Ausstellung "Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" in der „Alte Waage“ statt. Die Ausstellung wurde am 25.04. digital eröffnet und auf youtube seither 382 Mal aufgerufen. Als zentrales Thema der Ausstellung, die noch bis zum 15. Juni 2021 Gast in Brakel sei, werden die Frage gestellt: Welche Rolle spielten die gewöhnlichen Menschen? Warum haben so viele Menschen die Verbrechen der Nationalsozialisten unterstützt oder geschwiegen? Warum haben so wenige den Opfern geholfen? Besuche in der "Alte Waage" seien allerdings abhängig von der aktuellen Lage und nur nach vorheriger Terminvergabe durch die Tourist-Information Brakel möglich.

 

Der Ausschussvorsitzende Oeynhausen bedankt sich bei Dirk Brassel für den detaillierten Vortrag. Er freut sich, dass die digitale Ausstellungseröffnung so gut frequentiert wurde und regt in diesem Zusammenhang an, auch bei künftigen Eröffnungen parallel eine Online-Eröffnung anzuvisieren.