hier: Tierheim im Kreis Höxter
Sachverhalt:
Mit Schreiben
vom 09. April 2018 (Anlage 1) übersendet die Anregerin
eine Unterschriftensammlung der Interessengemeinschaft von Bürgern und Tierfreunden
der einzelnen Städte des Kreises Höxter mit der Anregung, dass sich der Rat der
Stadt Brakel erneut mit der Notwendigkeit eines Tierheimes im Kreis Höxter
befassen möge.
Gemäß § 24 Gemeindeordnung NRW hat jeder das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Anregungen oder Beschwerden in Angelegenheiten der Gemeinde an den Rat zu wenden.
Das Schreiben ist eine Anregung/Beschwerde im Sinne des § 24 GO NRW in Verbindung mit § 6 Abs. 1 der Hauptsatzung der Stadt Brakel und daher zunächst vom Haupt- und Finanzausschuss als „Beschwerdeausschuss“ zu behandeln.
Da es sich um eine Angelegenheit von grundsätzlicher Bedeutung für die Stadt Brakel handelt, ist diese zunächst inhaltlich durch den Haupt- und Finanzausschuss zu beraten und dann gegebenenfalls durch den Rat zu beschließen.
Inhaltlich ist folgendes zu sagen:
Nachdem der Veterinärdienst des Kreises Höxter bei einer
Überprüfung des Tierheims Bad Driburg erhebliche organisatorische und bauliche
Mängel festgestellt hat, wurde im Februar 2014 angeordnet, dass im Tierheim Bad
Driburg keine neuen Tiere mehr aufgenommen werden dürfen. Der seinerzeitige
Betreiberverein „Tiere in Not e.V.“ hat dann im Juni 2014 alle im Tierheim Bad
Driburg untergebrachten Tiere an andere Tierheime oder Privatpersonen
vermittelt, den Betrieb des Tierheims endgültig eingestellt und das
Tierheim-Grundstück mit den aufstehenden Gebäuden an den Verein „Deutsche-Tierschutz-Union
e.V.“ veräußert. Die Deutsche-Tierschutz-Union e.V. plante, das Tierheim
grundlegend zu sanieren und den aktuellen baulichen und tierschutzrechtlichen
Bedingungen anzupassen.
Mit den entsprechenden Arbeiten wollte die
Deutsche-Tierschutz-Union umgehend beginnen und ging davon aus, Anfang 2015 den
Betrieb des Tierheims unter dem neuen Namen „Tierschutzzentrum Siebenstern
Kreis Höxter“ wieder aufnehmen zu können.
Die Deutsche-Tierschutz-Union e.V. hatte im Jahr 2014 dazu
ein Sanierungs- und Betreiberkonzept entwickelt. Gemäß diesem Konzept belief
sich der Finanzbedarf für die Sanierungsmaßnahmen auf insgesamt ca. 490.000,00 €. Die 10 kreisangehörigen
Städte sollten hierbei einen einmaligen Investitionskostenzuschuss in Höhe von
150.000,00 € im Jahr 2015 leisten. Die restlichen Finanzmittel sollten durch
Spenden und Eigenmittel des Vereins aufgebracht werden. Die Vertreter der
Deutschen-Tierschutz-Union e.V. haben seinerzeit versichert, dass die Städte
keine „Nachschusspflicht“ eingehen.
In der Bürgermeister-Konferenz am 09.09.2014 haben der
Landrat des Kreises Höxter und die Bürgermeister der 10 kreisangehörigen Städte
die Angelegenheit erörtert. Die Anwesenden waren sich darüber einig, dass der Betrieb
eines Tierheims im Kreis Höxter dringend erforderlich ist. Vor diesem
Hintergrund sollten -und wollten- die 10 kreisangehörigen Städte einen einmaligen
Investitionskostenzuschuss in Höhe von 150.000,00 € im Jahr 2015, entsprechend
der jeweiligen Einwohnerzahl der Städte, leisten. Basierend auf den Zahlen des
IT NRW zum 31.12.2013 betrug die Einwohnerzahl der Stadt Brakel 16.614
Einwohner. Bei einer Gesamteinwohnerzahl des Kreises Höxter von 143.718
Einwohnern entfielen auf die Stadt Brakel 11,6 % des Investitionskostenzuschusses
von 150.000,00 € = einmalig rd. 17.400 €, zahlbar im Jahr 2015 bei Beginn
des Umbaus.
Der Rat der Stadt Brakel hat in seiner Sitzung am 28.10.2014
diesen Sachverhalt erörtert und auf der Grundlage der von der Deutschen-Tierschutz-Union
gemachten Angebote folgende Beschlüsse gefasst:
- Der Deutschen-Tierschutz-Union wird im Jahr
2015 ein einmaliger Investitionskostenzuschuss in Höhe von rd. 17.000 Euro
zum Neubau eines Katzenhauses zur Verfügung gestellt.
- Es wird mit der Deutschen-Tierschutz-Union ein
Vertrag abgeschlossen, wonach die Stadt Brakel für die Verwahrung und
Versorgung der Fundtiere eine Pauschale von jährlich 0,70 Euro zzgl. MwSt.
pro Einwohner zahlt. Das ergibt einen Gesamtbetrag von 12.500 für das Jahr
2015.
Nach dieser Beschlussfassung war allerdings in den nächsten
Jahren seitens der Deutschen-Tierschutz-Union e.V. kein Fortschritt bei der
Realisierung des Vorhabens in Bad Driburg-Siebenstern erkennbar.
Der von der Stadt Brakel zugesagte Investitionskostenzuschuss
in Höhe von rd. 17.000 Euro wurde im Jahr 2015 mangels Baufortschritts nicht
ausgezahlt, in den folgenden Haushaltsjahren aber immer wieder vorsorglich in
die Haushaltsplanung eingestellt.
Die anderen kreisangehörigen Städte haben seinerzeit
ebenfalls entsprechende Beschlüsse zur Bereitstellung des entsprechenden
-anteiligen- Investitionskostenzuschusses gefasst.
Im Rahmen einer Bürgermeisterkonferenz am 01.09.2015 hat die
Deutsche-Tierschutz-Union die Bürgermeister über einen neuen Entwurf für das
Tierheim Bad Driburg informiert, welcher aufgrund eines Sturmschadens erforderlich
wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch auf eine Steigerung der Baukosten
aufgrund der gestiegenen Preise in der Baubranche hingewiesen. Eine finanzielle
Beteiligung der Städte über den Betrag von 150.00,00€ hinaus war nicht
vorgesehen. Die Deutsche-Tierschutz-Union wollte die Mehrkosten durch eine
Erhöhung des Spendenaufkommens und größerer Eigenleistungen auffangen.
Unumgänglich sei jedoch eine Erhöhung der Einwohnerpauschale
zur Finanzierung des laufenden Betriebes aufgrund der Lohnkostensteigerung bei
Hauptamtlichen Mitarbeitern, sowie höherer Tierarztkosten auf 0,79€ zzgl. 7%
Mwst = 0,05 € = 0,84 €.
Um den Belangen des Tierschutzes in vollem Umfang zu
entsprechen, haben die Städte des Kreises Höxter, unter Beteiligung des
Kreisveterinäramtes, alternative Lösungen zur Fundtierunterbringung gefunden.
So werden die Fundtiere der Stadt Höxter im Tierheim Detmold und die Fundtiere
der Stadt Steinheim in einem Tierheim in Paderborn-Benhausen untergebracht. Die
anderen 8 Städte des Kreises Höxter haben mit der Tierpension Apollo in Liebenau
ab dem Jahr 2015 eine vertragliche Vereinbarung zur Fundtierunterbringung mit
jährlichem Kündigungsrecht abgeschlossen. Die Tierpension Apollo bietet als
besondere Serviceleistung einen 24-Stunden-Abholdienst von Fundtieren. Die o.
Einrichtungen wurden bereits mehrfach von den zuständigen Kreisveterinärämtern
überprüft und erfüllen alle Tierschutzrichtlinien.
Am 17.07.2017 fand ein Gespräch unter Beteiligung des
Kreises Höxter und der Hansestadt Warburg mit der der
Deutschen-Tierschutz-Union statt. Hierbei zeichnete sich ab, dass es sowohl bei
den Baukosten als auch bei den laufenden Unterhaltungskosten Defizite in der
Finanzierung gibt. Die Deutsche-Tierschutz-Union wurde gebeten, die bisherige
Kalkulation der Investitionskosten, sowie der Betriebskosten zu überprüfen und
zu konkretisieren.
In einem Gespräch am 15.02.2018
wurden die neuen aktuellen Kostenschätzungen für die Sanierung und Aufstockung
des Bestandsgebäudes des Tierheims Bad Driburg auf ca. 1.080.000,00 Euro
beziffert. Es
ergab sich somit folgende Finanzierungsberechnung:
Baukosten 1.080.000
€
./. Eigenanteil DTU 250.000 €
./. Zuschuss Land 160.000 €
Investitionszuschuss
der Städte 670.000 €
Landrat Spieker stellte einen Zuschuss von 100.000 € bei
einer kreisweiten Lösung in Aussicht.
Es wurde sich darauf verständigt, dass eventuelle
Einsparungen (z.B. Steuererstattungen, erhöhte Eigenmittel durch Veräußerung
eines Grundstücks) in jedem Fall voll zugunsten des Investitionszuschusses der
Kommunen gehen müssen.
Diese Zahlen wurden in der Bürgermeisterkonferenz am 15.03.2018
von der Deutschen-Tierschutz-Union nochmals vorgetragen.
Nach langer und intensiver Diskussion unter Beteiligung des
Kreisveterinäramtes sprachen sich die Bürgermeister aller zehn Städte des
Kreises Höxter in der Bürgermeisterkonferenz am 15.03.2018 dafür aus, es bei
den dezentralen Lösungen zur Unterbringung von Fundtieren auch in Zukunft zu belassen.
Grund für diese Entscheidung ist die enorme Kostensteigerung der geplanten
Sanierung des Tierheims in Bad Driburg-Siebenstern von ursprünglich rund
490.000 Euro auf mittlerweile 1.080.000 Euro.
Übereinstimmend dankten die Bürgermeister der
Deutschen-Tierschutz-Union e.V. für das hohe Engagement in dieser
Angelegenheit.
Die Verteilung des Investitionszuschusses auf die Städte des
Kreises Höxter würde nach dem „Einwohnerschlüssel“ erfolgen:
Bei den zum Zeitpunkt der Bürgermeisterkonferenz im Raum
stehenden 670.000 € wären das bei 141.855 Einwohner im Kreis HX (lt. Statistik
IT NRW) = 4,72 €/Einwohner.
Für die Stadt Brakel (16453 Einwohner x 4,72 €) errechnet
sich dann ein Baukostenzuschuss in Höhe von rd. 77.700 Euro.
Auch
wenn sich diese Kosten durch einen Zuschuss des Kreises Höxter und evtl.
Einsparungen und Eigenleistungen seitens der Deutschen Tierschutz-Union
reduzieren ließen, wie zwischenzeitlich mitgeteilt wurde, ist die gestiegene
und zur Zeit noch nicht konkret bezifferte Summe des Investitionszuschusses durch
den Beschluss des Rates der Stadt Brakel vom 28.10.2014, in welchem die
Übernahme eines Investitionszuschusses in Höhe von
„lediglich“ rd. 17.000 Euro beschlossen wurde, nicht gedeckt.
Bei dem jährlichen Kostenzuschuss zur Unterbringung von
Fundtieren sei ebenfalls eine Erhöhung der Pauschale auf mittlerweile 0,95 Euro
zuzügl. MwSt./je Einwohner pro Jahr (bei 16.453 Einwohnern = 16.782,06 Euro)
notwendig um die laufenden Kosten zu decken.
Auch diese Preissteigerung um ca. 5.300,00 € jährlich ist
nicht durch den Beschluss abgedeckt. Diese Pauschale soll vermutlich bis zum
Jahre 2020 auskömmlich sein. Inwieweit diese Pauschale seitens der
Deutschen-Tierschutz-Union später erhöht wird ist nicht absehbar.
Anlagen:
- Schreiben der Anregerin nebst Unterschriftenlisten
Beschlussvorschlag:
Es wird beschlossen, die Anregung der Interessengemeinschaft zur Kenntnis zu nehmen.
Aufgrund dessen, dass derzeit die tierschutzrechtlichen Verpflichtungen seitens der Stadt Brakel erfüllt werden, wird aktuell kein akuter Handlungsbedarf gesehen. Die Stadt Brakel ist weiterhin an einer kreisweiten Lösung interessiert.
Haushaltsrechtliche
Auswirkungen:
Die 2014 bewilligten Haushaltsmittel stehen weiterhin für diese Angelegenheit zur Verfügung. Weitere Mittel sind derzeit im Haushalt 2018 nicht vorgesehen.